Umbau 2009
Verbandskläranlage Imst – Optimale
Reinigungsleistung nach 19 Jahren Betrieb
Belebungsbecken
Verbandskläranlage
Imst – Optimale Reinigungsleistung nach 19 Jahren Betrieb
Zehn Gemeinden, Arzl i.P., Imst,
Imsterberg, Karres, Karrösten, Mils, Nassereith, Obsteig Schönwies und Tarrenz
zusammengeschlossen im Abwasserverband Gurgltal-Imst-Inntal lassen ihre
häuslichen und gewerblichen Abwässer in der Verbandskläranlage Imst biologisch
reinigen.
Die Imster Kläranlage ging im April 1990
in Betrieb und hat seither über 43.000.000 m³ Abwasser biologisch gereinigt.
Mehr als 26.000 m³ Klärschlamm, die während der vergangenen 19 Jahre als
Nebenprodukt der Abwasserreinigung verwertet oder entsorgt wurden, sind nur ein
Indikator für das Ausmaß der Verschmutzungen die während dieser Zeit vom Inn
ferngehalten wurden.
Bevor der Klärschlamm entwässert und
verwertet oder entsorgt werden kann, wird er in den beiden architektonisch
markanten Faultürmen der Kläranlage Imst anaerob stabilisiert. Dabei entsteht
Faulgas mit ca. 60-70% Methangehalt, eine wertvolle Energieressource für den
Betrieb der Imster Kläranlage. Die bisher erzeugten knapp 3.500.000 m³ Faulgas
decken den gesamten Wärmeenergiebedarf und die bisher erzeugten ca. 5.600.000
kWh einen Großteil des elektrischen Energiebedarfs ab.
Hinter diesen Zahlen steht die
professionelle Arbeit eines kleinen und sehr engagierten Betreiberteams
bestehend aus dem Geschäftsführer des Abwasserverbandes Gurgltal-Imst-Inntal,
Harald Lugsteiner und den Mitarbeitern Thomas Franzoi und Thomas Thurner, alle
drei von Beginn an mit dabei sowie Julius Nicolussi Castellan, der seit 2002 im
Team ist.
Dipl. Ing. Karl Wassermann war bis 2003
Geschäftsführer des Abwasserverbandes und hat mit dem damaligen Obmann Manfred
Krismer wichtige Voraussetzungen für diese erfolgreiche Bilanz geschaffen.
Als die Imster Kläranlage in den
achtziger Jahren vom Ingenieurbüro Sprenger aus Aldrans auf Basis von Prognosen
für das Jahr 2000 geplant wurde, standen die Entfernung von Feststoffen und
organischen Verunreinigungen in Form von Kohlenstoffverbindungen im Vordergrund.
Die Kapazität der Imster Kläranlage wurde für eine Abwasserbelastung von
insgesamt 46.000 Einwohnerwerten bemessen.
Die Betriebserfahrungen der letzten Jahre
zeigen, dass die Prognosen für den Abwasseranfall sehr gut mit der Realität
übereinstimmen und die Kläranlage Imst auch in Zukunft ausreichend Kapazitäten
für die Behandlung der Abwässer aus dem Verbandsgebiet besitzt.
Die Abwasserreinigungstechnologie hat
sich allerdings im Laufe der vergangenen ca. zwanzig Jahre signifikant
weiterentwickelt. So ist es mittlerweile Stand der Technik, dass neben
Feststoffen und organischen Verschmutzungen auch Nährstoffe wie Stickstoff und
Phosphor in einer biologischen Abwasserreinigungsanlage entfernt werden können.
Das Betreiberteam der Kläranlage Imst hat
diese Entwicklung verfolgt und konnte durch stete Anpassung des Anlagenbetriebes
die Reinigungsleistung soweit verbessern, dass im Laufe der Zeit im Normalfall
auch Stickstoff und Phosphor entfernt werden konnten.
Der Gesetzgeber hat auch auf diese
Entwicklung reagiert und in den neunziger Jahren verschärfte Vorschriften für
die Einleitung von biologisch gereinigten Abwässern in Gewässer erlassen. Dabei
wurde bestehenden Kläranlagen (innerhalb festgelegter Fristen) vorgeschrieben
ein „Anpassungsprojekt“ zu erstellen, in dem die notwendigen Umbaumaßnahmen
darzustellen sind, damit die bestehende Kläranlage die neuen
Reinigungsanforderungen erfüllen kann. Diese Maßnahmen waren dann - wieder
innerhalb festgelegter Fristen - umzusetzen.
Wie bei anderen Kläranlagen auch zeigten
erste Entwürfe und Konzepte für die Anpassung der Imster Kläranlage einen
gravierenden Ausbau- und Investitionsbedarf in Millionenhöhe. Diese
Investitionen müssten vom Abwasserverband getragen und in weiterer Folge über
erhöhte Abwassergebühren an die angeschlossenen Haushalte und Betriebe
weitergegeben werden.
Auf der Suche nach kostengünstigeren
Alternativen zu dieser Standardlösung entschied sich der Abwasserverband
Gurgltal-Imst-Inntal unter Obmann Wilhelm Schatz und Geschäftsführer Harald
Lugsteiner zu einer unkonventionellen Vorgangsweise:
Eine Planungsgemeinschaft bestehend aus
den beiden Imster Ingenieurbüros DI Harald Karl Winkler, Ingenieurkonsulent für
Verfahrenstechnik und DI Engelbert Gstrein, Ingenieurkonsulent für Kulturtechnik
und Wasserwirtschaft wurde beauftragt ein Anpassungsprojekt mit minimalem
Investitionsaufwand zu entwickeln. Dabei sollten in Zusammenarbeit mit dem
Betreiberteam die Nutzung der vorhandenen Bauwerke für die erhöhten
Reinigungsanforderungen optimiert und die Baumaßnahmen für das Anpassungsprojekt
minimiert werden. Zusätzlich war gefordert, dass der Kläranlagenbetrieb während
der Anpassungsmaßnahmen natürlich in ausreichendem Maße funktionieren muss.
Nach sorgfältiger Bestandsanalyse und
intensivem Erfahrungsaustausch zwischen Betreiberteam und Planungsgemeinschaft
wurde im Februar 2006 dem Amt der Tiroler Landesregierung ein Anpassungsprojekt
vorgelegt, das die erforderliche Verbesserung der Reinigungsleistung ohne
zusätzliche Baumaßnahmen und ausschließlich durch optimierte Nutzung bestehender
Ressourcen ermöglichte.
Dieses Anpassungsprojekt wurde im Juni
2006 wasserrechtlich genehmigt.
In weiterer Folge diskutierten
Verbandsversammlung, Betreiberteam und Planungsgemeinschaft die Umsetzung des
Anpassungsprojektes. Dabei zeigte sich, dass der überwiegende Teil der
Anpassungsmaßnahmen durch Eigenleistungen des Betreiberteams abgedeckt werden
kann. Diese Vorgangsweise wurde mit dem Amt der Tiroler Landesregierung
abgestimmt und die Fertigstellung der Anpassungsmaßnahmen in der
„Eigenleistungsvariante“ wurde für das Jahr 2008 vereinbart.
Innerhalb des Betreiberteams waren bei
der Projektumsetzung GF Harald Lugsteiner für Projektmanagement, Bauleitung und
den Bereich Elektro-, Mess- und Regelungstechnik zuständig, Thomas Franzoi für
maschinelle Detailplanung, Materialwirtschaft und Montage, Thomas Thurner für
den Kläranlagenbetrieb unter Baustellenbedingungen, Betonsanierung und
Elektrotechnik und Julius Nicolussi Castellan für die Bereiche Anlagen- und
Maschinenbau, Edelstahlverarbeitung und Montage. Insgesamt wurden vom
Betreiberteam ca. 3.000 Stunden für das Anpassungsprojekt investiert. Dies
konnte neben dem Kläranlagenbetrieb unter anderem durch entsprechende
organisatorische Maßnahmen und den Einsatz von Praktikanten während der Bauphase
sichergestellt werden.
Die ordnungsgemäße Ausführung des
Anpassungsprojektes wurde am 8. April 2009 im Zuge der wasserrechtlichen
Überprüfung vom Amt der Tiroler Landesregierung bestätigt.
Die Kosten des Anpassungsprojektes für
die Kläranlage Imst entsprechen mit ca. 230.000 Euro nur einem Bruchteil der
ursprünglich geschätzten Investitionskosten.
Diese Investition konnte
zum Großteil aus dem laufenden Budget des Abwasserverbandes nach entsprechenden
Umschichtungen in den Bereichen Wartung und Instandhaltung abgedeckt werden und
führte nur zu geringen Anpassungen bei den Gemeindebeiträgen.
Alles in Allem zeigt die Geschichte des
Anpassungsprojektes der Kläranlage Imst wie eine professionelle und
vertrauensvolle Kooperation von Behörden, Abwasserverband, Betreiberteam und
Planungspartnern helfen kann optimierte Lösungen zu entwickeln und Kosten für
die Allgemeinheit zu minimieren.
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Ereweiterung der Belüfterfläche, Einbau von Rührwerken
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Der Obmann des Abwasserverbandes
Gurgltal–Imst–Inntal Bgm. Schatz erklärt:
Das von den Bürgermeistern der
Verbandsgemeinden entgegengebrachte Vertrauen in das Mitarbeiterteam des
Abwasserverbandes wirkt sich in den Gemeindekassen und in der Folge auch direkt
auf die Bevölkerung aus. Es konnte schlussendlich eine Summe von ca. 5 Mio. Euro
der Gesamtkostenschätzung eingespart werden.
Für mich als Obmann zeigt dieses
Beispiel, dass durch engagierte Mitarbeiter, begleitet von einem professionellen
Planungsteam mit verhältnismäßig geringem finanziellen Aufwand sehr viel Geld
eingespart werden kann - zum Wohle der Bevölkerung.